Wie viel sind eigentlich 1000 Wörter? Keine Ahnung. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, habe ich mir vorgenommen, mal für ein paar Tage 1000 Wörter pro Tag zu schreiben. Mein Freund meinte gerade 1000 Wörter seien viel. Für ihn wäre das normal, weil er schon über viele Jahre schreibt. Ich habe von Marc-Uwe Kling, dem Autor der Känguru-Chroniken, gehört, dass er sich an Tagen, an denen er schreibt, auch 1000 Wörter vornimmt. Er setzt sich dann morgens um 8 Uhr hin und arbeitet bis 13 Uhr. Dabei kämen dann 1000 Wörter zusammen.
Wie viele Wörter hat eigentlich ein durchschnittliches Buch? Gerade mal gegoogelt: es sind wohl 100.000 Wörter. D. h. man müsste also schon jeden Tag 1000 Wörter schreiben und dass für etwa 4 Monate. Das erscheint mir ziemlich ambitioniert.
Im Moment ist mein Gehirn eher für Input optimiert. Ich konsumiere (zu) viel Social Media und Nachrichten. Die Frage ist echt, wie man aus diesem input-orientierten Modus herauskommt in einen output-orientierten. Generell bin ich ein introvertierter Mensch. Das ist eigentlich schade, weil ich glaube, dass sich mittlerweile in meinem Hirn so viel Wissen, Haltung und Sendungsbewusstsein angesammelt hat, dass es irgendwann einmal heraus muss. Es kann ja nicht angehen, dass ich immer nur konsumiere. Ich möchte der Welt auch etwas zurückgeben.
Die Themen, die mich interessieren und in denen ich mir ein gewisses Überblicks-Wissen zusammengeschustert habe sind vielfältig:
- die Struktur von Sprachen
- Veganismus
- Polyamorie
- Physik
- Chemie
- Diversity, insbesondere queere Themen
- Klimawandel / Energiesysteme / Energiewirtschaft
- Bedingungsloses Grundeinkommen
- Religionskritik
- Kinks
- 3D-Druck
- Science Fiction / Utopien
- Machine Learning / Artificial Intelligence
- Gartenarbeit
- Laufen
- Wandern
- Reisen
- Musik / Singen
- Politik
- Filme / Serien
- Medizin / Gesundheit
- Meditation (ohne den ganzen Eso-Quatsch)
Von Berufs wegen kenne ich mich aus mit
- Software-Entwicklung
- Benutzeroberflächen / Usability
Themen, in denen ich mir noch mehr Überblick verschaffen möchte sind:
- Psychologie
- Geschichte (wobei ich mich da nur schwer motivieren kann)
- Soziologie (wobei das ein soo weites Feld ist, dass ich nicht wüsste, wo man da anfangen sollte)
- Philosophie
Wenn ich mich in Zukunft erst mal auf das Schreiben fokussieren würde, wäre natürlich ein Nachteil dabei, dass ich noch mehr Zeit drinnen an einem Rechner sitzend verbringen würde. Ich würde evtl. weniger raus gehen, weniger Sport machen. Andererseits beschäftige ich mich derzeit so viel mit Input-Sachen (vor allem Serien schauen und, man kann es nicht anders sagen „Betäubung“ mit algorithmisch süchtig machenden Medien wie TikTok und Twitter), dass ich die Zeit evtl. auch davon abknappsen könnte, ohne dass die gerade genannten, für die seelische Gesundheit wichtigen Dinge leiden würden.
Andererseits ist es sowieso gerade Winter. Das Wetter ist scheiße, die Tage sind kurz, dunkel und verregnet. Da hat man eh wenig Motivation aus dem Haus zu gehen. Und im Sommer könnte ich mich auf die Terrasse setzen.
Es gibt ja auch so viele Arten und Weisen wie man schreiben kann. Der schon erwähnte Marc-Uwe Kling, den man sich am Anfang nicht als Vorbild nehmen sollte, weil er einfach einer der wenigen ist, der es bis ganz an die Spitze geschafft hat und die erfolgreichsten Humor-Bücher überhaupt im deutschen Buchmarkt geschrieben hat, hat z. B. einen sehr strikten Ansatz: sich jeden morgen um 8 Uhr an den Schreibtisch zu setzen und bis 13 Uhr zu schreiben und dabei eben 1000 Wörter als Ziel hat. Andere von mir bewunderte Autoren, wie z. B. Julie Zeh berichtete im Zeit-Podcast „Alles Gesagt“ davon, dass sie sich abends um 22 Uhr nach der Arbeit mit einer Flasche Rotwein an den Schreibtisch gesetzt hatte (bevor sie Kinder hatte) und dann bis tief in die Nacht geschrieben hatte. Abgesehen von der Tatsache, dass die Frau in letzter Zeit in die „wir brauchen Friedensverhandlungen für die Ukraine“-Richtung abgedriftet ist und dabei wie viele dieser Denkrichtung die fatalen Konsequenzen, die ein (Teil-)Sieg Russlands für die Ukraine hätte vernachlässigt und sie mir dadurch wesentlich weniger sympathisch wurde, weiß ich nicht wie schnell einen diese Vorgehensweise zu einem funktionalen Alkoholiker machen würde. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass so ein bisschen Alkohol für die Beflügelung der Kreativität gute Dienste leisten könnte.
Weiterhin ist die Frage, wofür eigentlich schreiben. Dieser Text hier geht in die Richtung „Fingerübung“ und „Journaling“. Das ist an sich schon einmal hilfreich. Bringt er doch etwas Klarheit in den Kopf. Als Output-Kanäle würde sich z. B. anbieten:
- Mein Roman-Projekt (Utopie bedroht durch KI)
- Ein Blog – würde das jemand lesen?
- Ein Sachbuch (zu einem der o. g. Themen)
Beim Sachbuch wäre die Schwierigkeit, dass ich mich so breit interessiere, aber in kaum einem der Themengebiete tiefes Wissen habe. Es ist also viel Recherchearbeit nötig. Aber da sollte ich mir keine Illusion machen. In wohl jedem Projekt wäre das so.
Am ehesten reizt mich im Moment die Idee ein Blog anzufangen. Das ist wenig Aufwand aufzusetzen, man kann auch nur mal sporadisch etwas schreiben und wenn man eine Weile nicht schreibt, ist auch nicht schlimm. Ich erwarte zuerst kaum Leserschaft – brauche ich aber auch nicht. Ich tue da ja hauptsächlich für mich. Wichtig ist dabei eine gute Verschlagwortung der ganzen Inhalte. Die wenigsten Leser interessieren sich für so eine Themenbreite wie ich mich interessiere, wäre davon überfordert. Mit einer Tag-Cloud oder Tag-Liste – relativ prominent auf der Seite – würde jede:r zufällig Vorbeistolperende genau die Themen selektieren können, die sie:er interessiert. Mit ganz viel Glück bekomme ich sogar Feedback in Form von Kommentaren und es kommt sogar eine Diskussion in Gang. Ist zwar unwahrscheinlich, aber man darf ja noch träumen.
Eine wichtige Frage wäre noch wie persönlich identifizierbar das ganze sein sollte. Über Pseudonym veröffentlichen oder unter Klarnamen? Ich denke Pseudonym wäre für den Anfang wahrscheinlich die bessere Variante. Ich habe politisch noch etwas vor im Leben, sei es Richtung Gemeinderat oder Betriebsrat oder Ähnliches. Zu viel Seelenstriptease in der Öffentlichkeit ist dabei wohl nicht so angebracht. Leider ist die Gesellschaft dafür noch nicht so weit wie sie eigentlich sein sollte.
Und voilá: da ist er, mein erster Text über 1000 Wörter. Geschrieben in etwas 1,5 Stunden. Zugegebenermaßen frei assoziiert, was es natürlich viel einfacher macht. Aber immerhin.
Meine Lieben, bis bald.
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