Two young men sitting in front of a utopian city landscape with wind turbines Created by Midjourney

MauriceKA – Utopia And How to Get There

Unsortierte Ideen eines optimistischen Nihilisten

A business meeting in a modern meeting room with a dozen casually dressed young people and big green plants. They discuss a graph on a white board. Some of them have long hair. 4k, photorealism --ar 3:2

Arbeit und Motivation

Heute soll es einen kleinen Text über Arbeit geben. Genauer gesagt über Arbeits-Einstellungen und Motivation.

Ich würde mich spontan als eher faulen Menschen bezeichnen. Das heißt, wenn ich mal auf der Couch liege, werde ich schnell recht träge und bin teilweise schwer zu motivieren, mit etwas „Sinnvollem“ anzufangen. Oft genug gebe ich dann dem Wunsch meines Gehirns nach kurzfristiger Befriedigung nach. Ich bin verdrahtet auf relativ kurzfristige Belohnungen, so wie wohl die meisten Menschen. Niederschwellige Beschäftigungen mit hohem Suchtpotential, wie das Bingen von Netflix-Serien, Doomscrolling in sozialen Feeds (im Moment hauptsächlich zwei Mastodon-Profilen) oder stundenlanges Konsumieren des auf Sucht angelegten TikTok-Feeds lauern. Damit anzufangen ist gefühlt leichter als aufzustehen, mal raus oder nur auf das Laufband zu gehen, Hausarbeit zu machen oder produktiv zu sein.

Doch in diesem Text soll es ja um Arbeit gehen. Dafür ist der obige Exkurs über die Couch-Potato doch nützlich. Beleuchtet er doch einen wichtigen Aspekt: die Motivation. Das wichtigste bei der Arbeit ist, meiner Meinung nach, die intrinsische Motivation, also die, die aus einem selbst heraus kommt, ohne dass jemand von außen (mit mehr oder weniger drastischen Sanktionsmöglichkeiten) vorschreibt, was man tun soll. Aber sortieren wir erst mal den Begriff Arbeit. Meine Definition davon sind Tätigkeiten, die man für andere tut, die man nicht tun würde, wenn man dafür nicht bezahlt werden würde. Ich würde vermutlich nicht die Software entwickeln, die ich in meinem Beruf schreibe, wenn ich nicht dafür bezahlt würde. Auch die Lagerarbeiterin oder die Kassiererin im Supermarkt würden ihre Arbeit vermutlich nicht machen, wenn sie dafür nicht entlohnt würden.

Was ist aber mit ehrenamtlicher Arbeit? Die macht ja auch nicht immer Spaß. Aber wird man dafür nicht auch entlohnt? Meistens nicht monetär (abgesehen von manchmal einer kleinen Aufwandsentschädigung), aber doch in Form von Anerkennung oder der Tatsache, dass man gewisse Ziele erreicht oder Inhalte voranbringt. In diese Kategorie fällt auch dieser Blog. Hier ist meine „Entlohnung“ die Bestätigung meiner Selbstwirksamkeit: ich kann das, bekomme es einer Qualität hin, die ich für ausreichend halte und es macht mir nicht übermäßig viel Mühe bzw. kostet mich mehr Energie als ich dauerhaft zur Verfügung habe.

Doch zurück zur Erwerbsarbeit im eigentlichen Sinne. Ob ich jetzt selbstständig oder angestellt arbeite: in jedem Fall muss es etwas geben, dass mich jeden morgen motiviert aufzustehen und mich an meine Arbeitsstelle (und wenn es nur das Arbeitszimmer oder der Schreibtisch in meiner Ein-Zimmer-Wohnung ist) zu begeben. Dabei ist sicher immer eine Mischung von Faktoren wichtig. Einerseits bin ich im kapitalistischen System darauf angewiesen, Einkommen zu generieren um meine Einkäufe und sonstigen Rechnungen bezahlen zu können. Es gibt natürlich Ausnahmen. Ich kann mich z. B. in ein Abhängigkeitsverhältnis begeben und mich mit einer anderen Person zusammentun, die Einkommen hat und mir einen Teil davon zur Verfügung stellt. Für mache ist das ein gangbarer Weg. Sich weiblich präsentierende Personen gehen diesen gefühlt öfter als sich männlich präsentierende, manche durchaus absichtlich und ohne sich sonderlich unfrei zu fühlen. Für viele Lebensabschnitte haben wir auch keine andere Wahl: solange wir noch Kinder sind oder im Alter oder durch sonstige Umstände nicht (mehr) arbeitsfähig, sind wir vom Einkommen anderer abhängig, bzw. davon, dass der Staat uns Einkommen zuteilt (z. B. Erwerbsunfähigkeits- oder reguläre Rente). Auch durch Erbschaft erhaltenes Kapital ermöglicht Manchen ein Leben ohne Arbeit. Man lebt von den Zinsen oder vom Aufbrauchen des Kapitals. Doch die allermeisten Menschen haben diese Privilegien nicht, so dass sie einer Arbeit nachgehen müssen um ihre Grundbedürfnisse befriedigen und an der Gesellschaft teilhaben zu können. Darüber hinaus dient eine Arbeitsstelle auch der Repräsentation. Manche Berufe mehr, andere weniger, lösen Bewunderung bis Ehrfurcht aus. Man denken nur an die als „Götter in weiß“ gesehenen Ärztinnen.

Was die Motivationsfaktoren betrifft, haben wir also bisher den Zwang des Wirtschaftssystems und der Gesellschaft und die Rolle der Arbeit als Statussymbol herausgearbeitet. Auch die oben erwähnte Erfahrung der Selbstwirksamkeit, das „ich packe etwas an und es gelingt mir“, ist ein starkes Gefühl, das sehr motivierend wirken kann. Bei mir selbst kommt ein gewisser Drang zum Forschen und zur Weiterentwicklung dazu. Ich kann mich selten mit dem Status Quo zufrieden geben, bin ständig auf der Suche nach neuen, besseren Lösungen. Dazu habe ich in meiner Arbeit als Software-Entwickler reichlich Gelegenheit. Kaum ein Feld ist so dynamisch wie die IT, in der es ständig neue Entwicklungen gibt, an die man sich anpassen muss, um nicht irrelevant zu werden. Dieser Aspekt kann jedoch, gerade wenn man nicht-selbstständig arbeitet, zu einem Problem werden. Unternehmen bilden intern nicht-demokratische Hierarchien aus, die oft nicht optimal sind. Prozesse werden komplex und bürokratisch. Weisungen von oben sind manchmal unsinnig. Ein Mensch wie ich, der immer zunächst sich selbst, aber auch sein Umfeld optimieren möchte, stößt da oft auf unschönen Widerstand. Werden dann die Verbesserungsvorschläge, die man bringt, nicht ernst genommen und ohne sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen einfach abgetan oder im schlimmsten Fall sogar als Angriff gewertet, kann sich das durchaus negativ auf die eigene Motivation auswirken.

Am besten funktioniert die Erwerbsarbeit meiner Erfahrung nach, wenn die eigenen Motivationen, die sich aus Interessen und auf einer tieferen Ebene aus Werten und Überzeugungen speisen, möglichst gut übereinstimmen mit denen desjenigen, der meine Arbeit in Anspruch nimmt und mich dafür bezahlt. Ein Extrembeispiel wo das nicht funktionieren würde, wäre ein Klimaaktivist, der wohl schwerlich ohne längerfristig auftretende psychische Probleme bei einem Konzern arbeiten kann, der fossile Energien fördert und vermarktet. Anderseits würde ein extrem durch Status und hohem Konsum motivierter Mensch bei einer NGO glücklich werden, die gemeinwohlorientiert arbeitet und z. B. jeder Mitarbeitenden ein Einheitsgehalt bezahlt.

Auch relevant ist meiner Meinung nach, wie gut die eigenen Fähigkeiten zu dem Anspruchsniveau des Berufs passen. Das hat unmittelbare Auswirkungen darauf, wie viel Energie ich einsetzen muss, um die Erwartungen zu erfüllen. Wenn ich auf einer Stelle arbeite, in der ich mich total abrackern muss während meine Kollegin das gleiche einfach und mit weniger Einsatz ihrer Energie von Hand geht, ist das langfristig auch kritisch für mich und – falls andere von meinen Tätigkeiten abhängen, was eigentlich immer der Fall ist, auch für die. Man stelle sich eine Herzchirurgin vor, die eine neue Operationsform durchführen soll, weil sich diese als besser für die Patientinnen erwiesen hat, die sie aber in ihrer Komplexität überfordert.

Für heute soll es mit diesen Überlegungen genug sein. Ich habe über Motivation bei der Arbeit sinniert und einige persönliche und grundsätzliche Überlegungen beigesteuert. Die Arbeits-Einstellungen sind dabei zu kurz gekommen. Ich werde das aber in eine späteren Text nachholen. Versprochen.

Bis dahin: Utopische Grüße und bis bald.


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